Der Zug
Eine Studie in Grau
GEDICHTE
Leander Linnhoff Bild Pixabay
12/5/20251 min read


Der Zug
Drei Lichter schweben über den eisernen Schwellen,
tauchen aus aus dem Nebel des Morgens,
schemenhaft, geisterhaft,
gleiten aus dem Gestern heran.
Das Ziel ist nicht zu erkennen.
Regen verschleiert das Zugzielschild
wie Tränen ein zartes Gesicht.
Dann rattert das Gleisbett, bebt leicht,
erzittert, als Menschen hinter zerkratzten Fenstern
vorübergleiten. Graue Menschen im grauen Licht,
müde, bevor der Tag noch beginnt.
Sie sprechen kein Wort, ihre Blicke verloren
im Smartphone und im Vergessen.
Die Türen schwingen rasselnd auf,
pfeiffen bedrohlich und kalt.
Das graue Licht umfließt dich,
als du in den Großraum trittst.
Deine Hand greift nach Halt.
Ein heftiger Ruck, der deinen Stand
wanken lässt. Und dann fährt er los
und du verlierst dich,
ein grauer Mensch im grauen Licht
eines grauen Morgens.